Chronologie der Stuterei (Gestüt) zu Steinau

- Juli 1763: Die klassifizierte Beschreibung über die gegenwärtige Beschaffenheit der Pferdezucht in der Grafschaft Hanau, auch ob und wo eine Stuterei (veralteter Begriff für Gestüt) angelegt werden könne, liegt in Tabellenform vor.
- September 1763: Auf höchsten Befehl hat die Rentkammer Hanau ein Regulativ (Vorschrift) zu erstellen, „wie es mit der Beförderung der Pferdezucht in der Grafschaft Hanau-Münzenberg“ gehalten werden soll. Themen wie Unterhalt der Zuchthengste, Stuten und Fohlen, das unentgeltliche Decken der Stuten im Gestüt oder beim Bauern, Aufwandsentschädigung, Vorkaufsrechte, Aufzucht der Fohlen samt Futtervorgabe, Bezahlung des Personals, sind im Regulativ geregelt.
- November 1763: Das Regulativ wird genehmigt, die Rentkammer hat nun die Aufgabe, die in der Grafschaft Hanau anzulegende Stuterei in die „Wirklichkeit“ umzusetzen.
- März 1766: Der gräfliche Oberstallmeister von Wulffen prüft vor Ort die vorgeschlagenen Areale im Ortenbuch, Bellinger Buch und Hirschstall auf Tauglichkeit als Weide.
Zusammen mit dem Amtmann Zaunschliffer (Amt Steinau) finden Gespräche zur Anlage einer Stuterei beim Steinauer Bürgermeister und Rat statt. Im Fokus steht der Kauf der Weide am Hirschstall (heute Schaalwiesen am Rohrbach) von der Stadt Steinau.
Vorgespräche mit Handwerkern zur Errichtung der Bauten (Zaun, Schuppen) einer Fohlenweide und mit potenziellen Kandidaten als Fohlenknechte und Fohlenwärter werden gehalten. - April 1766: Einigung mit der Stadt Steinau über den Kauf der Weide am Hirschstall für 2.000 Gulden und den Erlass rückständiger Steuerschulden wird erzielt. Gewerke wie Zäune und Schuppen werden vergeben. Vereinbarung mit Hufschmied inkl. Behandlung kranker Fohlen wird geschlossen.
Hochfürstlicher Befehl zum Kauf der ersten Fohlen zu Lasten der Rentkammer-Kasse (zukünftige Käufe zahlt dann die Stall-Kasse aus dem Gewinn des Fohlenverkaufs). Die Aufwendungen für die Einrichtung der Fohlenweide übernimmt die Rentkammer-Kasse. Kosten für Fohlenknecht, Fohlenwärter, Futterschneider, Schmied und nötige Medizin werden ebenso aus der Rentkammer-Kasse gezahlt. Der Steinauer Amtskeller hat auf Rechnung der Rentkammer jährlich das Winterfutter zu kaufen.
Amtmann Zaunschliffer zeigt an, dass die Fohlenweide ab Mai 1766 zum Betrieb bereit sei. - Mai 1766: Die Aufzucht von Fohlen in der Stuterei Steinau beginnt.
Im Sommerhalbjahr sind die Fohlen mit ihren Betreuern auf der Fohlenweide, im Winterhalbjahr im Marstall bzw. im Schloss Steinau. - Mai 1767: Stallmeister von Wulffen erhält Auftrag, die Kosten und nötigen Investitionen für ein Gestüt mit 10 Mutterpferden zu ermitteln. Zusätzliche Weiden an der Judenschule und Wiesen vom Rohrbacher Hof werden in Betracht gezogen.
Maultierhengst wird angeschafft, erste Fohlen werden im nächsten Frühjahr von Bauernpferden geboren (Aufzucht in der Stuterei). - März 1768: Die ersten beiden Mutterstuten (schwarze Stute, Schimmel-Stute) kommen in die Stuterei.
- März 1769: Erste Fohlen (13 Stück) aus der Stuterei kommen zur Versteigerung nach Hanau.
- um 1770: Der Thalhof wird als Sitz des hochfürstlichen Hessen-Hanauischen Gestüts zu Steinau gebaut.
- Juli 1771: Im Gestüt befinden sich 14 Fohlen, 3 Maultierfohlen, 9 Zuchtstuten, in Summe 26 Pferde.
- Juni 1776: Eine Erweiterung, die neue Hengst-Fohlenweide, soll angelegt werden. Dazu werden ein Teil der Neudorfwiese, Wiesen vom Rohrbacher Hof und weitere Flächen am Katzenstein und Stillertsacker einbezogen. Zäune und der Hengst-Fohlenstall werden gebaut. Datum der Umsetzung/Fertigstellung noch in Erforschung.
- Juli 1786: Im Gestüt befinden sich 27 Fohlen, 18 Zuchtstuten, in Summe 45 Pferde.
- April 1790: Im Gestüt befinden sich 33 Fohlen, 20 Zuchtstuten, in Summe 53 Pferde.
- Februar 1791: Die Stuterei hat in den Jahren 1785 bis 1790 Verluste von 15.419 Gulden verursacht. Im gleichen Zeitraum hat das Vorwerk Steinau 15.255 Gulden erwirtschaftet.
- Oktober 1791: Das Gestüt zu Steinau ist auf höchsten Befehl mit dem zur Sababurg „combinieret“ worden.
Nachtlager auf dem Transport des Gestütes Steinau nach Kassel waren in Neuhof, Hünfeld, Hersfeld, Morschen und Kassel.
Würdigung für Kulturfrau auf dem 50 Pfennig Stück
Auszug aus dem Artikel „Planzweiwer“ von Barbara Kruse und Hans-Melchior Schmidt im Bergwinkel Kalender 2020:
… Übrigens stellte die Rückseite des einstigen 50-Pfennig-Stücks zu DM-Zeiten eine Würdigung der Trümmerfrauen dar, die die Deutschen Wälder wieder aufforsteten. 1 (1 Pfefferkorn, Manfred, Die Frau von der Münze, in: Frankfurter Rundschau, 28. Dezember 1989.)
Es war Gerda Jo Werner, geboren am 28. August 1914 in Offenbach, gestorben am 14. August 2004 in Oberursel, deren Abbildung diese Münze zierte. Ihr Mann, der Bildhauer Richard Martin Werner, schuf die Abbildung der Baumpflanzerin 1949 für einen Gestaltungswettbewerb, den das zuständige Direktorium der Bank Deutscher Länder (später: Deutsche Bundesbank) ausgeschrieben hatte.
Damals war für die 50-Pfennig-Stücke ein Motiv gesucht worden, das den Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg darstellen sollte. Um sich an dieser Ausschreibung beteiligen zu können, hatte Werner eine bereits vorhandene Serie von Aktzeichnungen, die er von seiner Frau angefertigt hatte, benutzt und die Darstellungen kurzerhand mit verhüllenden Tüchern sowie den Eichensetzling in ihren Händen ergänzt.
So wurde die Abbildung seiner zu jener Zeit schwangeren Frau zu einem Denkmal für die vielen Frauen, die den deutschen Wald nicht nur in Hessen wieder aufgeforstet haben.
