Krugbau
Geschichte Krugbau
Im Jahre 1782 beauftragte seine hochfürstliche Durchlaucht Wilhelm, Erbprinz von Hessen-Kassel und Graf von Hanau, den Hanauer Kammerrat Waitz nach einem geeigneten Standort für eine Krugbäckerei in der Gegend von Steinau zu suchen. Nach Prüfung von Standorten bei Marjoß fiel letztlich die Wahl auf die Gegend bei dem sogenannten Thalhof.
Die „Krug- und steinerne Geschirr-Fabrique“ wurde 1784 fertiggestellt und konnte beginnen, Wasserkrüge für den Schwalheimer Brunnen zu produzieren. Zum Anwesen gehörten ein Doppelwohnhaus, eine Scheuer und der Brennofen.
Als Krugbäcker wurden Wilhelm Litschert und Johannes Remy angestellt. Sie kamen mit ihren Familien aus Hörgrenzhausen im Kannenbäckerland und brachten das nötige Know-how mit. Den Ton grub man im Eisenberg und im Ratzeroth bei Breunings. Salz für die Glasur wurde von Bad Nauheim bezogen, die Schmalte (blaue Farbe für die Verzierung der Krüge) kam aus dem Blaufarbenwerk Mottgers. 1785 wurde zum ersten Mal gebrannt. Neben Wasserkrügen wurde von Anfang an auch Gebrauchsgeschirr produziert. Da die Krugbäcker in den ersten Jahren noch nicht die besten Tonsorten gefunden hatten, war die Qualität der Krüge nicht zufriedenstellend. 1790, nach nur fünf Jahren, wurde den Krugbäckern der Vertrag mit dem Schwalheimer Brunnen gekündigt.
Bis dahin hatten sie 60 000 Krüge an den Brunnen geliefert. Inklusive Ausschuss und Gebrauchsgeschirr wurden aber über 90 000 Krüge produziert. Da mit den Wasserkrügen als Massenprodukt kaum Geld zu verdienen war, häuften sich in den fünf Jahren die Schulden an. Durch Schuldenerlass und private Geldgeber konnte die Produktion ab dem Jahre 1790 weitergehen, ausschließlich mit Gebrauchsgeschirr Westerwälder Art.
Um das Jahr 1800 fanden die Töpfer endlich den lange gesuchten Qualitätston. Die Familie Litschert produzierte aufwendig und schön gestaltete Produkte, so stellte sich schnell ein wirtschaftlicher Erfolg ein und die Schulden konnten beglichen werden. Zu den Produkten des Krugbaus gehörten Bierkrüge, Butterdosen, Krüge aller Art, Henkeltöpfe, Teller, Fässer und Schüsseln.
Pro Jahr wurde durchschnittlich viermal gebrannt, so dass eine Jahresproduktion von etwa 16.000 Krügen zu Grunde gelegt werden kann. Ihre Produkte lieferten die Krugbäcker mit Hilfe der Krugführer nach Fulda, Bayern und Sachsen. Auch die Familie Grimm verwendete Bucheckernöl aus Steinau, das in Krügen vom Krugbau geliefert wurde. Ludwig Emil Grimm besuchte 1815 den Krugbau und bestellte 1845 eine Kiste mit Krügen vom Krugbau.

Ab dem Jahr 1828 wurde die Krugbäckerei in eine Erbleihe überführt, ab diesem Zeitpunkt war Familie Litschert Eigentümer des Krugbaus.
Anfang der 1860er Jahre verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation der Krugbäcker. Glas, das in der Produktion kostengünstigere Steingut und Emaille bekamen als Konkurrenzprodukte immer mehr Bedeutung und leiteten den wirtschaftlichen Niedergang des Krugbaus ein. Um die Produktion aufrechtzuerhalten, mussten wieder Schulden aufgenommen werden. Die Produkte wurden schlichter gestaltet, nicht mehr geritzt und nur noch einfach dekoriert. Als 1867 mit Friedrich Litschert der letzte Krugbäcker starb und kein geeigneter Nachfolger gefunden wurde, musste die Witwe Margaretha Litschert 1870 den Betrieb einstellen. 1880 wurde der Krugbau vom Leinweber Friedrich Alter aus Bellings übernommen.

Im 20. Jahrhundert stand die landwirtschaftliche Nutzung des Anwesens im Voll- und Nebenerwerb im Vordergrund. Die Nachfahren der Krugbäcker Alter und Zell wohnten bis 2022 am Krugbau.
Steinzeug aus der „Krugfabric“
Herstellung:
Steinzeug besteht aus Ton, der mit Temperaturen von 1.200° bis 1.300° gebrannt wird.
Im Gegensatz dazu wird die sogenannte Irdenware (Steingut) in der Regel nur bei ca. 700° bis 1.000° gebrannt.
Durch die hohe Brenntemperatur verglast (versintert) der Scherben und wird damit wasserdicht. Beim Brennvorgang wurde Kochsalz hinzugegeben, das durch die Verdampfung des Natrons die Oberfläche des Scherbens zusätzlich glättete. Ein Brennvorgang umfasste mehrere Tausend Stücke und dauerte mehrere Tage und Nächte. Der Erfolg der Jahresproduktion hing von nur wenigen Brennvorgängen ab.
1789 wurden zum Beispiel bei nur zwei Bränden 6.300 Wasserflaschen und 439 Wurf Geschirr hergestellt. Der Ausschuss lag bei ca. 10 %.
Bei weiteren Bränden verloren die Krugbäcker mehrere Tausend Krüge.
Das Holz für den Brennvorgang kam aus der Umgebung: aus dem Grasbuch, dem Bellinger Buch, dem Sandwiesenschlag und dem Marjosser Forst.
Für den Ton wurden umliegende Tongruben genutzt, z. B. die Tongruben an der Schinnwiese und am Eisenberg. Das Salz kam aus Bad Nauheim, die blaue Farbe für die Bemalung wurde aus Kobalt gewonnen. Kobalt wurde im Bergbau in Bieber bei Gelnhausen abgebaut und im Blaufarbenwerk in Mottgers verarbeitet. An die Krugbäcker wurde die blaue Farbe als „Schmalte“ verkauft
Eigenschaften von Steinzeug: |
Verwendung: |
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wasserundurchlässig | Krüge, Trinkgefäße |
säurefest | Vorratsgefäße, Butterfässer |
weitgehend stoßfest | Gefäße für Chemie und Pharmazie |
Abwasserrohre |
Künstlerische Gestaltung:
Die Motive wurden eingeritzt und gestempelt und die Gefäße anschließend bemalt. Typische Motive der Steinauer Steinzeugware sind Vögel, Pferde und Blumen. Steinzeug aus der Steinauer „Krugfabric“ wurde bis nach Bayern und Sachsen geliefert.
Thalhof
Die Stuterei
Der Thalhof wurde als Sitz des hochfürstlichen Hessen-Hanauischen Gestüts zu Steinau gebaut. Das Gestüt, ein älterer Begriff dafür ist Stuterei, wurde bereits seit 1766 auf der Fohlenweide mit Fohlenstall betrieben.
Archivalisch konnte die AG Kulturweg (noch) keine Unterlagen zum Bau und zur detaillierten Nutzung finden. Aus Sekundärquellen wurde die Jahreszahl der Errichtung um 1770 entnommen.
Alleine der Standort der Gebäude konnte bisher bestimmt werden. Dort, wo die 1805 erbaute und heute als Museum genutzte Scheune steht, standen vorher die Gebäude der Stuterei.
Verpachtet als landwirtschaftlicher Betrieb
Der Thalhof, später Staatsdomäne (vereinigte Domänen Viehhof und Thalhof), wurde zur landwirtschaftlichen Nutzung zwischen 1791 und 1870 verpachtet. 1822 wurden 4 Pferde, 1 Faselochse, 6 Zugochsen, 8 Kühe, 18 Stück Jungvieh, 30 Schafe, 18 Schweine und 10 Gänse gezählt – ein stattliches Anwesen. Die Bewirtschaftung war nicht immer einfach; viele Zahlungsstundungen, Schulden und Weiterverpachtungen zeigen dies.
Der Pächter des Thalhofs erhielt 1805 die Erlaubnis, Branntwein zu brennen. Auch wurde dort Anfang des 19. Jahrhunderts eine Pottaschensiederei vom Pächter betrieben.
1805 wurden Wohnhaus und Scheune neu gebaut, der Hof blieb ungepflastert.
(Quelle Ernst Hartmann – Geschichte der Stadt Steinau)
Forsthaus (Försterei)
Ab dem 1. April 1870, wurde der Thalhof als Forsthaus genutzt. Die Erstbesetzung erfolgte mit Förster Johann Georg Meister.
Förster / Förstereien am Thalhof:
- 1870 Meister, Johann Georg, Oberförsterei Steinau, Forsthaus Thalhof (1)
- 1872 Aufteilung in Försterei Thalhof 1 und 2
- 1872 Döring, Karl Ludwig, Oberförsterei Steinau, Forsthaus Thalhof 2
- 1878 Wechsel Försterei Thalhof 1 und 2 von der Oberförsterei Steinau zur Oberförsterei Marjoß
- Ab 1882 hat Förster Karl Döring die neue Försterstelle Bellings / Oberförsterei Steinau inne; der Sitz ist bis 1886 im Forsthaus Talhof (2).
- 1886 Becker, Friedrich Johann Erdmann, Oberförsterei Marjoß, Forsthaus Thalhof
- Um 1900 Dietrich, Hermann, Oberförsterei Marjoß, Forsthaus Thalhof
- 1926 Frohn, Hermann, Oberförsterei Marjoß, ab 1934 Umbenennung in Forstamt Marjoß, Forsthaus Thalhof
- 1946 Käthner, August Eduard Karl, Forstamt Marjoß, Forsthaus Thalhof
- Um 1968 Auflösung als Forsthaus/Försterei
Familie Hanzsch • Freizeit-, Tier- und Botanikpark
Landwirt Helmut Hanzsch, aus der Nähe von Pirna, kam Mitte der 1960er als Angestellter auf die Staatsdomäne Hundsrück nach Steinau. 1968 konnte er zusammen mit seiner Frau Margot den Thalhof kaufen. Zunächst betrieb die Familie einen Schweinezucht- und Mastbetrieb. Nach und nach kamen ab 1970 Gastbetrieb, Spielgeräte, Tierpark und Botanik-Park dazu und lösten schon bald die Schweinezucht vollends ab.
Familie Zwermann • Erlebnispark Steinau
Im Herbst 1993 übernahm die Familie Zwermann den Thalhof in Steinau. Die Familie ist Gründerin und Betreiberin des Freizeitparks Lochmühle bei Wehrheim im Taunus. Steinau wurde der zweite Standort der Familie. Die Leitung hat seitdem Theo Zwermann inne.
Die Modernisierung und der Umbau zum Erlebnispark standen in der ersten Zeit im Vordergrund. Ein familiengerechtes Angebot wurde geschaffen. Immer darauf besonnen für seine Besucher interessant zu bleiben, investiert der Erlebnispark stets in neue Attraktionen und Ideen. Im Jubiläumsjahr 2024 überraschte der Erlebnispark mit dem Musical „Erli“, einem Kindermusical vom Parkmaskottchen.
Frohnhof
Entwickung Frohnhof
Förster Hermann Frohn und sein Sohn Paul bauten 1950 den Frohnhof. Nach dem Ausscheiden von Förster Frohn aus dem Forstdienst stand die Dienstwohnung im Thalhof, in der die Familie fast 25 Jahre gewohnt hatte, nicht mehr zur Verfügung.

Nachdem die Familie eingezogen war und sich eingerichtet hatte, wurden bereits Zimmer an Pensionsgäste vermietet – Verpflegung inbegriffen.
Sonntags kamen häufig Wanderer vorbei. Erika Jonsson, geborene Frohn, erinnert sich noch gut daran, dass sie um 1954 mit ihrem Vater darüber gesprochen hatte, auch diese zu bewirten. Was mit belegten Broten und Getränken begann, wurde Ausschank und letztlich Speisegaststätte.

Bereits am Forsthaus Thalhof hatte Förster Frohn die Genehmigung, bis zu 400 Liter Apfelwein in den Sommermonaten „außerhalb des Wohnhauses“ auszuschenken.

Schnell entwickelte sich der Frohnhof zum beliebten Ausflugsziel. Ob Sonntagsausflug mit der Familie, Gruppen- oder gar Vereinsausflüge – viele fanden zum Frohnhof. Am 1. Mai platze die Gaststätte regelmäßig aus allen Nähten, Hunderte Wanderer und Motorradfahrer belagerten den Frohnhof und die umliegenden Wiesen. In den 1970ern begann der Siegeszug von Frohn-Pizza und Met (selbstgemachter Apfelwein mit Honig). Attraktionen für Kinder waren das Ponyreiten oder die Kutschfahrt mit dem Pony.